Am gestrigen 1. April gab es traditionell wieder einige DSA-Aprilscherze. Das DSA-Sammlerarchiv präsentierte vier DSA-Teemischungen, die es angeblich zur letzten Unnaer RatCon 2015 gegeben haben soll. Die Tees mit den fantastischen Namen gibt es dabei tatsächlich, aber sie stammen tatsächlich nicht aus dem DSA-Merchandise, sondern sind ohne DSA-Logo ganz normal zu kaufen.

Auch der Aventurische Bote bleibt mit Ausgabe 212 seiner Tradition treu, in der April-Ausgabe etwas Besonderes zu präsentieren. Dieses Mal ist es eine aventurische Oper: Inspiriert von Giuseppe Verdis Il Trovatore liegt dem Boten sowohl das Heldenwerk Der Trovere von Dominic Hladek bei als auch die tatsächliche Oper gleichen Namens auf CD. Auf dieser befinden sich sechs Stücke mit eine Gesamtspielzeit von über einer Stunde, komponiert von Ralf und Melanie Kurtsiefer, Kathrin Melsheimer und Melanie Graf  und gesprochen und gesungen von einer ganzen Riege Personen, von denen einige dem Fandom wohl bekannt sein dürften.

Das DSA-Forum suggerierte, dass aufgrund von Papierknappheit der Aufruf des Forums begrenzt werden müsse. So bekam man nur nach Anmeldung das eigentliche Forums zu sehen, allerdings mit einem „Guthaben“ von nur 50 Aufrufen. Jedes Laden einer Seite kostete ein Aufruf. Wenn man auf 0 kam, konnte man anschließend neues Guthaben anfordern, erhielt dann die „April, April“-Info und ein Guthaben von 99999999 weiteren Aufrufen.

Im Wiki Aventurica wurde als Aprilscherz behauptet, Ulisses würde dieses Jahr Myranor mit einer Kriegskampagne neu aufleben lassen.

Quellen: DSA-Sammlerarchiv, Postsendung, DSA-Forum, Wiki Aventurica

Ein persönlicher Kommentar:

Zum „Aprilscherz“ des Wiki Aventuricas möchte ich als Schreiber dieses Artikels gerne einige Worte sagen. Da dies über die reine und möglichst neutrale Informationsidee Nuntiovolos hinausgeht, ist meine Meinung aber auf der Hauptseite erst einmal ausgeblendet und nur durch Anklicken des Weiterlesen-Links zu sehen, sodass man diese auch gerne einfach ignorieren kann.

Stipen Treublatt ist der Administrator des Wiki Aventuricas. Er sagt von sich selber, Ulisses-kritisch zu sein, ihnen die Rücknahme der Myranor-Lizenz zu verübeln, nach der bisher keine neuen Myranor-Produkte von Ulisses erschienen sind, er sagt aber selbst auch, er würde keinen Kleinkrieg gegen den Verlag führen (siehe Aussagen hier und hier).

Im Aprilscherz greift er das Myranor-Thema auf, um die Situation satirisch vorzuführen. Das ist grundsätzlich etwas, was ich akzeptiere und womit der Verlag leben muss. Allerdings ist Satire als aggressives Stilmittel etwas, was, wenn nicht sauber geführt, schnell auf den Anwender zurückfällt. Schauen wir auf den „Scherz“:

Ein eher unschönes Mittel ist in meinen Augen, Anschuldigungen als Vermutungen ungenannter anderer zu tarnen, wie hier geschehen:

„[…] gab es Vermutungen, dass auf diese Weise ein missliebiges Konkurrenz-Produkt aus dem Weg geräumt werden sollte (und womöglich det [sic!] Konkurrenz-Verlag Uhrwerk gleich mit)“

Vordergründig wird hier nur eine Vermutung präsentiert, der Autor kann sich also rausreden, dass er hier ja gar nicht selbst eine Meinung vertritt, sondern nur ungenannte Dritte zitiert. Am Ende ist dies in meinen Augen aber als Versuch zu werten, unbewiesene Behauptungen in den Raum zu stellen, um den Verlag in ein schlechtes Licht zu rücken. Ulisses hat das nur gemacht um Uhrwerk loszuwerden. Die Verbindung zum Uhrwerk-Konkurs steht dann eigentlich direkt im Raum, ob gewollt oder nicht, und meiner Meinung nach wird das hier bewusst suggeriert.

Ein zweites unschönes Mittel ist, dem Verlag Dinge unterzuschieben, die vorgeblich satirisch gemeint sind, aber diesen mit einem verwerflichen Verhalten in Verbindung bringen. Hier die behauptete fiktive neue Myranor-Kampagne von Ulisses mit dem fiktiven Werbetext:

„Es herrscht Aufruhr in Myranor! Die imperialen Myriaden marschieren auf Geheiß des Thearchen Richtung Makshapuram, um das Land der Amaunir wieder mit dem Imperium zu vereinen. Es ist eine Zeit für Heldentaten – auf welcher Seite werden ihre Helden stehen?“

Wieder, wie auch oben, versteckt sich der Autor hier hinter einem angeblichen satirischen Ansatz, bei dem er behaupten kann, dass er hier nur den Ukraine-Krieg satirisch vorführen will. Das ist in meinen Augen als Argument aber extrem schwach. Erstens: Was soll die Satire denn hier? Den Ukraine-Krieg vorführen? Doch wohl kaum mit der Transposition in das Fantasy-Setting. Dadurch wird die Brutalität und Unmenschlichkeit des tatsächlichen Krieges doch eher abgemildert und weniger greifbar – es sind schließlich keine realen Wesen betroffen – und auch der Thearch als Aggressor stellt kaum etwas dar, womit Putin irgendwie satirisch vorgeführt würde. Demnach kann der Autor sich hier in meinen Augen nicht wirklich darauf berufen, satirisch den Krieg vorzuführen. Stattdessen bleibt mir hier als Erklärung nur der Versuch, durch Instrumentalisierung des Ukraine-Krieges ein Bild zu erzeugen, das – mit zusätzlicher Nutzung einer Formulierung in Anspielung an die Banner-der-Treue-Marketing-Frage, das passenderweise gerade erschienen ist – Ulisses unterstellt, auf der Kriegswelle zu reitend, Profit zu machen.

Die Instrumentalisierung des Krieges ist in meinen Augen alleine schon ziemlich geschmacklos. Aber auch das Framing von Ulisses ist in meinen Augen übel. Ich selbst schreibe an der geplanten Anthologie mit, die sich bewusst gegen das Eroberungsthema wendet und zusätzlich Geld für die Ukraine ergeben soll. Ulisses hat auch schon über den Verkauf von B-Ware Geld für die Ukraine erlöst. Den Verlag als „Scherz“ als moralvergessenen Kriegsgewinnler darzustellen ist in diesem Zusammenhang meiner Meinung nach besonders mies.

Es folgt die Präsentation von zwei fiktiven Wiki-teaminternen gegensätzlichen Meinungen. Hier kann man zugegebenermaßen eine satirische Überzeichnung von zwei in Diskussionen auffindbaren Typen sehen: den fanatischen Gewaltfreund vs. den politisch alles auf die Goldwaage legenden Kritiker. Aber: Die Anspielung auf den Ukrainekrieg im fiktiven Werbetext von Ulisses ist ja völlig unzweifelhaft gegeben. Damit dürfte die Ansicht des Gewaltfreundes, der die Kampagne gut heißt, für Lesende klar negativ gesetzt sein, die des Kritikers an der Kampagne dagegen sehr stichhaltig sein, denn was dieser vorbringt, entspricht ja tatsächlich den fiktiven „Tatsachen“:

„Absolut überzogen, was Ulisses hier abliefert. High-Fantasy hin oder her, hier ist zu viel Unglaubwürdiges im Spiel. Ein altersseniler Thearch, der etwas davon faselt, dass Makshapuram gar kein richtiges Land sei, eigentlich schon immer zum Imperium gehörte, und von einer rauschkrautsüchtigen, Amaunir-feindlichen (die Anführer Makshapurams sind selbst Amaunir) und blutrünstigen Oberschicht, die darauf hinarbeite, das Imperium zu vernichten, befreit werden müsse… aber gleichzeitig darauf beharrt, dass die Invasion von niemandem „Invasion“ oder „Krieg“ genannt werden dürfe, sondern „Zehnter Sonder-Übungseinsatz der Myriaden“… dazu die unfassbare Inkompetenz, mit der die Myriaden während der Invasion glänzen, und in einigen Szenen von den Makshamaunir regelrecht abgeschlachtet werden, weil sie offenbar wirklich davon ausgegangen sind, dass die Makshaumanir nur darauf gewartet haben, von ihnen „befreit“ zu werden (viele tragen im Marschgepäck sogar ihre Parade-Uniform für die Siegesfeier mit sich)… also nein, das ist einfach zu lächerlich und unrealistisch. Zudem sind mir die Anspielungen auf 1984 (der vom Thearchen verordnete Neusprech) und die Nazis (z.B. das halbe Hakenkreuz, das die Invasionstruppen sich auf die Rüstungen pinseln – angeblich ein gespiegeltes „Z“ für „Zehn“) dann doch zu deutlich.“

Jetzt ist natürlich eine Frage: Worauf zielt diese Satire? Sie stellt den Ukrainefeldzug Putins mit den Bezügen durchaus kritisch dar. Aber auch hier muss sich der Autor gefallen lassen, dass die Transposition der realen Situation in das Fantasysetting zumindest in meinen Augen die Darstellung der Situation nicht eindringlicher macht. Die klare Benennung der tatsächlichen Begebenheiten sind hier schon so krass, dass sie alleine schon extrem stark wirken – wie will Satire das überbieten? Die Beschreibung oben schafft dies in meinen Augen defintiv nicht. So gesehen ist der Text als Satire gescheitert. Was aber ebenfalls stehen bleibt, ist hier, Ulisses in Zusammenhang mit Nazis und 1984 zu bringen – doppelt fiktiv als fiktive Meinung zu einem fiktiven Setting, klar, aber es ist ja auch nur noch das braune Sahnehäubchen auf dem Ulisses-Framing.

 Zusammengefasst ist dieser Aprilscherz in meinen Augen als satirische Behandlung des Ukrainekrieges gescheitert. Im Gegenteil habe ich eher das starke Gefühl, dass der Krieg hier instrumentalisiert wird, um Ulisses vorzuführen und den Verlag dazu möglichst negativ darzustellen – wobei fast alles, womit die Darstellung garniert wird, fiktiv oder vermutet ist, mit Ausnahme der Tatsache, dass Ulisses die Myranor-Lizenz übernommen hat. Stipen schreibt zur Kritik im DSA-Forum am Aprilscherz, er lasse sich die Kritik am Verlag nicht verbieten. Seine persönliche Kritik ist dabei in meinen Augen sein gutes Recht. Dass er aber seine Kritik als Aprilscherz des Wiki Aventuricas publiziert, statt sie als seine Meinung zu präsentieren, ist für mich Anmaßung. Damit nutzt er das Projekt, bei dem er unwidersprochen immens viel Arbeit investiert hat, das aber halt auch viele andere Beteiligte hat, als Waffe gegen den Verlag – und das leider nicht zum ersten Mal. Bereits 2020 hat er den Aprilscherz des Jahres – auch damals schon eher schwach satirisch verschleiert – genutzt, um den Verlag anzugehen. Damals wegen der Durchführung des wegen Corona kurz zuvor abgebrochenen KRKs. Er schrieb damals u. a.:

„Die alljährliche WA-Hype-Party samt Knutsch-einen-Moderator-Ecke findet selbstverständlich trotz Pandemie statt! Gründe dafür:

Das Ansteckungsrisiko ist mittlerweile ja überschaubar (die Neuerkrankungszahlen steigen ja nur noch linear, nicht mehr exponentiell), der Krankheitsverlauf bei jungen Leuten in den meisten Fällen nicht tödlich, außerdem sind wir ja alle erwachsen und haben das freiheitliche Recht zu entscheiden, ob wir uns selbst und andere anstecken wollen oder nicht, und wenn wir genauer drüber nachdenken, finden wir bestimmt noch ein halbes Dutzend mehr Gründe, warum wir die Veranstaltung unbedingt stattfinden lassen müssen, ohne den Eindruck zu erwecken, es ginge uns einzig und allein darum, das Eintrittsgeld zu kassieren (und um diesen Eindruck zu vermeiden, sprechen wir in dieser Mitteilung natürlich nicht über Geld; wir haben übrigens noch ganz viel WA-Merchandise auf Lager, und wir sind praktisch fast pleite (nicht wirklich, aber man kann es ja mal auf der Mitleidsschiene versuchen), wollt ihr uns nicht ein wenig Geld spenden? Und schaut euch das Crowdfunding weiter unten an!)

Zudem: Wie jeder weiß, müssen in einer Dämokratie eben manchmal Menschenopfer gebracht werden, und Geld ist eben einfach wichtiger als Menschen(leben).“

Hier also der Tonus zugespitzt formuliert: Ulisses ist bereit für Profit Menschenleben zu opfern. Da ich bei den KRK bei der Spielrundenorganisation involviert bin und auch damals dabei war, Stipen dagegen nicht, maße ich mir an, dort sehr viel tiefere Einblicke ins Prozedere, die Gründe und auch die Abwägung des Vorgehens gehabt zu haben. Für mich persönlich war dieser Aprilscherz der Grund, warum ich persönlich das Wiki Aventurica seitdem weder nutze noch in Zukunft etwas weiteres dazu beitragen werde. Das Wiki kann natürlich auf mich verzichten. Allzu viele Beiträge stammen nicht von mir und die meisten davon sind auch deutlich älter als 2020. Aber wenn in Zukunft einmal wieder die Diskussion aufkommen sollte, warum die Begeisterung von Leuten zur Mitarbeit so schwer ist, sollten die Verantwortlichen vielleicht einfach mal auf ihre Aprilscherze im Namen des Wikis schauen und überlegen, ob diese nicht symptomatisch zeigen, was vielleicht Teil des Problems ist.